...In der Volksoper heute Abend. Eine echt nette und biedere Aufführung: das Bühnenbild war ziemlich schön, die Sänger waren gut, und was mich am Liebsten gefallen hat, ist die Szene auf der Pariser Straße. Viele Statisten auf der Bühne, Kinder laufen überall mit Schal und Kappe (sehr französisch!), die Soldaten kommen mit Trompeten und Trommeln... also sehr schön, lebendig, heiter und voller Freude. Ein Vorhang ist dazu eingebaut, auf dem Ausschnitte der tragischen Geschichte geschrieben sind... lustigerweise auf Französisch!
Wenn man sich nach der Oper auf die Straße traut, kommt man mit der Bim in die innere Stadt. Da ist es "echt koid, oida"! Und was total Lässiges ist der Judenplatz by night. Gedämpfte Beleuchtung, altes Pflaster, das vielleicht noch von FJ für seine sanfte Textur ausgewählt wurde, verschneite Satteldächer, Verwaltungs- und Verfassungsgerichtshöfe gleich am Platz, Rechnungshof, die Statue von Lessing gegenüber des imposanten Denkmals an die Juden... Hier fühlt man sich in einem wichtigen Ort, an einer kulturellen Kreuzung zwischen Osten und Westen. Viele Leute, Gedanken und Affären haben sich da abgespielt, viele würzige Gerüche haben hier in der Luft geschwebt. Allerdings fühlt man sich wie neu auf die Welt kommen! Es ist schon ein Wahnsinn, was innerhalb weniger Stunden abgehen kann. Es ist genau so, als wäre ich in einer Buchhandlung beim Stöbern. Da verliert man den Kontakt zur Erde, die Wahrnehmung der Zeit verdreht sich. Man ist nur von einer Sache sicher: man lebt und das macht Spaß.
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